Fußartillerie-Regiment Generalfeldzeugmeister (Brandenburgisches) Nr. 3

von Wolfgang Balzer

Das Regiment führte seinen Ursprung auf die 3. Artilleriebrigade zurück, die im Jahr 1816 nach den Befreiungskriegen bei Neugliederung der Preußischen Artillerie gemeinsam mit acht anderen Brigaden gebildet wurde. Die Brigade hatte drei Abteilungen zu je einer reitenden Kompanie und vier Fußkompanien.

Von 1850 an erhielt sie die Benennung Artillerieregiment, das (nach Trennung der Artillerie in Feld- und Festungsartillerie) aus einer reitenden Abteilung, zwei Fußabteilungen und einer Festungsabteilung bestand. Aus der Festungsabteilung ist das 1. Bataillon hervorgegangen (Gründungstag: 20. 11. 1851).

Die eine der in Mainz liegenden und hier 1831 gebildeten Festungs-Reserve-Artillerie Kompanien wurde dieser Festungsabteilung als 5. Kompanie einverleibt. Seit dieser Zeit besteht die Verbindung des Regiments mit seiner Garnison Mainz. 1860 erhielt das Regiment, wie alle Artillerieregimenter, eine 2. Festungsabteilung mit dem Standort Mainz, aus welcher das 11. Bataillon mit seinen vier Batterien hervorgegangen ist (Gründungstag: 31. 7. 1860). Zugleich wurde das Regiment in "Brandenburgische Artillerie Brigade" umbenannt, die die Kabinettsorder vom 16. Juni 1864 in das Brandenburgische Feldartillerie-Regiment Nr. 3 und in das Brandenburgische Festungsartillerie Regiment Nr. 3 teilte, so daß dieser Tag der Gründungstag des Regiments ist.

Beide Regimenter der Brandenburgischen Brigade erhielten im selben Jahr vom König Wilhelm den Generalfeldzeugmeister Prinz Carl von Preußen (Bruder des Königs) als Chef und den Beinamen "Generalfeldzeugmeister". Der Name "Feldzeugmeister" stammt aus der Zeit der Landsknechte. "Zeug" war die Bezeichnung für Artilleriegerät. Die Artilleristen waren damals noch Handwerker mit einem Meister, dem "Zeugmeister", und der höchste Artillerieführer hieß der "Feldzeugmeister". Von 1854 an wurden in Preußen Generaloberste mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls bei der Artillerie Generalfeldzeugmeister genannt, und als solcher stand Prinz Carl von Preußen, der auch Gouverneur der Bundesfestung Mainz war, an der Spitze der preußischen Artillerie.

Am 11. November 1866 wurde das ganze Regiment in Mainz vereinigt; es ist seiner Garnison bis nach dem Ersten Weltkrieg treu geblieben, seit 1889 unter der letzten Bezeichnung: "Fußartillerie Regiment Generalfeldzeugmeister (Brandenburgisches) Nr. 3".

An allen Kriegen des 19. Jahrhunderts nahm das Regiment teil. 1864 mit seiner 3. Kompanie gegen Dänemark bei dem Sturm auf die Düppeler Schanzen. 1870 bestimmte der Mobilmachungsplan das Regiment zunächst als Artilleriekriegsbesatzung von Mainz, dessen Forts von seinen 16 Kompanien armiert und besetzt waren. Bald aber wurden immer mehr Kompanien zu den Belagerungen der französischen Festungen abgezogen

Von 1893 an war im Mobilmachungsfall die Aufstellung der "Fußartillerie mit Bespannung" vorgesehen. Das 1. Bataillon war in der Kloster- und Neutorkaserne untergebracht. Im Fort Weisenau war (nachdem die seit 1891 in wachsender Zahl dem Trainbataillion angegliederten Bespannungsabteilungen um 1900 zu den Fußartillerieregimentern mit deren Uniform übergetreten waren) die Bespannungsabteilung des Regiments untergebracht. Die Unteroffiziere und Fahrer lagen in den Kasematten des Forts, die Pferde standen in einem Holzschuppen am Kehleingang und in Wellblechstallungen im Wallgraben. Während Neutor-, Klosterkaserne und Esplanade Weisenau dem 1. Bataillon gehörten, lag das 11. in der Bauhofkaserne, von wo die vier Kompanien täglich durch die Mittlere Bleiche zum Übungsplatz am Fort Bingen durch das Binger Tor marschierten.

Der im Oktober jedes Jahres einrückende Ersatz des Regiments kam bis 1899 aus Thüringen und Westfalen. Der damaligen Vorschrift entsprechend, bestand er aus den "stärksten" Rekruten; für einen richtigen Kanonier der Fußartillerie war es "Ehrensache", die 15-cm-Haubitze, an deren Lafettenschwanz das Reglement drei Mann stellte, allein "aufzuprotzen". Nach dem Übertritt des Regiments zum XVIII. Armee-Korps ergänzte es sich in der Hauptsache aus Hessen-Nassau und dem Sieger Land. Auch viele Elsaß-Lothringer kamen zum Regiment.

Die alljährlich stattfindende Kaiserparade war zugleich der Anfang für die Herbstübungen. Ein Regiment nach dem anderen verließ die Garnison zu gefechtsmäßigem Exerzieren im Gelände, dem sich im September die Manöver anschlossen. Wie für den Feldkrieg, so erhielten die Übungen und Vorbereitungen auch für den Festungskrieg in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts ein anderes Aussehen. Von 1904 an wurde der zum Teil 200 Jahre alte Fortgürtel von Mainz aufgelassen, die Verteidigungslinien der Festung schoben sich weiter und weiter nach Süden ins Vorgelände. Auf den Hängen beiderseits der Selz, dem Zornheimer Plateau und auf der Höhe von Nierstein, 10 bis 16 km von der Stadtgrenze entfernt, zogen sich, verstärkt durch Geschütze der Fußartillerie-Kriegsbesatzung verschiedenster Kaliber, die Haupt- und Vorstellungen der Festung in einem Halbkreis durch ganz Rheinhessen.

Es folgte der Erste Weltkrieg. Das 1. Bataillon wurde nach beendeter Mobilmachung in der Nacht zum 10. August 1914 auf dem Güterbahnhof in Mainz verladen. Nach der Kriegsgliederung gehörte das Bataillon zum XVIII. ArmeeKorps und damit zur 4. Armee (Herzog Albrecht von Württemberg). Das II. Bataillon trat mit der Mobilmachung zum XXI. Armee-Korps und damit zur 6. Armee (Kronprinz Rupprecht von Bayern). Mit dem Mobilmachungstag entstanden weitere, dem aktiven Regiment zugeordnete Einheiten. Dies waren das Landwehr-Fußbataillon Nr. 3, die Parkkompanie des Landwehr-Fußartillerie-Bataillons Nr. 3, das Landsturm-Fußartillerie-Bataillon XVIII. Armee-Korps und zahlreiche Tochterformationen.

Am 14. Dezember 1918 wurde das 1. Bataillon in Gelnhausen, das II. Bataillon in Hanau demobil gemacht. Ein Ehrenmal am Fort Josef hält die Erinnerung an die "Schmalzköpp", wie der Volksmund sie nannte, wach. Aus Spenden ehemaliger Regimentsangehöriger wurde es errichtet, 1934 eingeweiht, nach Beseitigung der im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden im Juli 1955 von der Stadt Mainz in Obhut genommen.

Empfohlene Zitierweise

Balzer, Wolfgang: Das Fußartillerie-Regiment Generalfeldzeugmeister (Brandenburgisches) Nr. 3. In: festung-mainz.de [09.06.2005], URL: <http://www.festung-mainz.net/bibliothek/aufsaetze/regimentsgeschichte/3er.html>
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