Das Proviantmagazin

Das Proviantmagazin von Südwesten aus.

Der wuchtige Bau des ehemaligen Proviantmagazins (auch Proviantamt genannt) steht zwischen den alten Adelshöfen in der Schillerstraße der Mainzer Innenstadt. Der große Magazinbau wurde in der Zeit errichtet, als Mainz Festung des Deutschen Bundes war. Denn um 1860 war zwar eine große Zahl an Soldaten in Mainz stationiert, doch es mangelte neben Kasernen auch an guten Magazinen, in denen Lebensmittel, Pulver und anderes lagern musste. Meistens waren für diese Zwecke alte Gebäude vorgesehen, die nicht mehr für eine Unterbringung von Soldaten ausreichten. Entsprechend war auch der Zustand dieser Lagerstätten: marodes Mauerwerk und zu hohe Unterhaltskosten ließen Feuchtigkeit eindringen und die Lebensmittel - zum großen Teil Getreide - verrotten.

So entschlossen sich die Festungsbehörden - nach Absprache mit der Militärkommission des Deutschen Bundes - ein neues Proviantmagazin zu errichten. Das Gebäude wurde von 1863 bis 67 im Garten des Schönborner Hofes erbaut (im Sommer 2002 fand man neben dem Proviantmagazin noch eine barocke Brunnenanlage als letzter Überrest des Gartens). Das Gebäude hat sieben Stockwerke; davon waren knapp 5000 qm als Schüttfläche für Getreide vorgesehen. Die einzelnen Geschosse waren jeweils in 11 Abschnitte unterteilt. Sechs davon standen den Preußen zur Verfügung und fünf den Österreichern. Zum Zeitpunkt der Planung waren nämlich noch beide Garnisonen vertreten, bis der Krieg von 1866 den Deutschen Bund zum Scheitern brachte. Im Kellergeschoss dagegen waren keine Lebensmittel untergebracht: dort wurde eine Bäckerei eingerichtet.

Das Proviantmagazin auf einem Luftbild der britischen Royal Air Force um 1945. Um das Magazin herum ist die zerbombte Mainzer Innenstadt zu sehen. [StA Mainz BPS]

Um das Proviantmagazin im Falle einer Belagerung so sicher wiemöglich zu machen, wurden Gewölbedecken statt Holzdecken verwendet. Diese garantierten größte Brandsicherheit und außerdem sollten sie auch den in den 60er Jahren des 18. Jh. auftauchenden gezogenen Geschützen widerstehen. Deshalb waren sie selbst an ihrer schwächsten Stelle immerhin 1,1 Meter dick. Die vier Türme an den beiden Enden des Magazins verstärken diesen "defensiblen" Charakter nochmals. In ihnen sind die Treppenhäuser untergebracht. An der Seite zur Schillerstraße kann man im übrigen das Wappen des Deutschen Bundes, sowie den Schriftzug "Proviantmagazin" erkennen.

Heute beherbergt das Mainzer Proviantmagazin - nach vielen Jahren des Leerstandes - Wohnungen, einen Gastronomiebetrieb, das Fastnachtsmuseum und das Kabarettarchiv. Glücklicherweise hat die Stadt Mainz zu dieser Lösung gefunden, da ein Abriss des Gebäudes - der Ende der 60er Jahre nur knapp nicht verwirklicht wurde - für die Geschichte der Stadt ein nicht gut zu machender Verlust gewesen wäre. Ein vergleichbares preußisches Magazin gibt es in Deutschland nur noch in Minden.

Benutzte Literatur

Neumann, Hans-Rudolf: Die Bundesfestung Mainz 1814-1866. Entwicklung und Wandlungen. Von der Blockhausfortifikation zum Steinernen Bollwerk Teutschlands. (= Ing.-Diss. TU Berlin); Berlin / Mainz / Gensingen 1986. Vgl. hierzu Kapitel 5.2.16.15., S. 282-289.