FestungGautor

Das Gautor

Die Gaupforte um 1632 auf einem Kupferstich von Wenzel Hollar. Im Hintergrund ist St. Stephan zu sehen.

Die Gaupforte war im mittelalterlichen Mainz neben dem Münstertor die wichtigste Verbindung von der Stadt ins Umland. Das Wort "Gau" kommt aus dem Mittelhochdeutschen und heißt soviel wie "Land" oder "Gegend". Die mittelalterliche Gaupforte bestand genau genommen aus drei Pforten: der inneren, mittleren und äußeren Gaupforte. Während sich über der mittleren Pforte der Brückenturm erhob, wurde die äußere Gaupforte durch den Martinsturm gesichert. Zwischen innerer und äußerer Pforte lagen rund 150 Meter. Die Gaupforte führte am Galgenplatz vorbei nach Alzey hinaus. [1]

Bereits 1462 während der Stiftsfehde errang die Gaupforte traurige Berühmtheit: gerade an dieser, vermeintlich am besten gesicherten Stelle der mittelalterlichen Stadtbefestigung, gelang den Truppen Adolfs II. von Nassau der Durchbruch. Damit wurde nicht nur die Fehde zwischen ihm und Dieter von Isenburg beendet, sondern auch die rund 200jährige Geschichte der "freien" Stadt Mainz. [2]

Die ehemalige Landseite des Gautors. Im Hintergrund ist St. Stephan zu sehen.

Während der Schwedenzeit (1631-36) wurde das Gautor mit einem Erdwall umgeben. Im Zuge der Errichtung des bastionären Festungsrings um Mainz in den 1650er Jahren unter Kurfürst Johann Philipp von Schönborn wurde ein gemauerter Querwall mit einer Durchfahrt anstelle der Gaupforten angelegt. Diese Durchfahrt war sowohl zur Stadt, als auch zum Land hin mit einer Fassade versehen. Die erhalten gebliebene äußere Gautorfassade weist römisch-barocke Stilmerkmale auf. Im Giebel des Tores ist der heilige Martin mit zwei Bettlern (seit 2002 eine Kopie) zu sehen. Vor dem Tor war eine große steinerne Brücke angelegt, die den Festungsgraben überwand.

Die innere und mittlere Gaupforte mussten dem neuen Gautor weichen. Das äußere Gautor mit dem Martinsturm blieb allerdings innerhalb der Bastion Martin, die sich nördlich an das Gautor anschloss, bestehen - bis am Nachmittag des 18. Novembers 1857 ein benachbartes Pulvermagazin explodierte.

Das Gautor um 1890

1896 wurden Gautor und Festungswall niedergelegt und der davor befindliche Graben zugeschüttet. Nur die heftigen Proteste der Mainzer Bevölkerung bewahrten das Gautor vor seiner Zerstörung. Bis es allerdings wieder in die Nähe seines ursprünglichen Standortes gelangte, sollten gut hundert Jahre vergehen. Erst 1998 wurde die Fassade des Gautores nahe ihrem ursprünglichen Standort - am Eingang zur Gaugasse - aufgestellt.

Anmerkungen

[1] Vgl. Falck, Ludwig: Mainz vom frühen Mittelalter bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. [Stadtplan] In: Geschichtlicher Atlas von Hessen. Karte 34 C.

[2] Vgl. Sprenger, Kai-Michael: Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463. In: Dumont, Franz; Scherf, Ferdinand; Schütz, Friedrich: Mainz. Die Geschichte der Stadt. Mainz 1998. S. 205-225.

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