Die linke Rheinuferbefestigung

Das Schlosstor um 1900 [StA Mainz BPS].

Die östliche Grenze der Stadt Mainz bildete lange Zeit der Rhein. Seit dem Abbruch der römischen Brücke gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts keine feste Brücke über den Rhein. Dennoch sicherte man das linke Rheinufer selbstverständlich auch im Mittelalter - der Holzturm und der Eisenturm zeugen noch heute davon.

In den neuzeitlichen Befestigungsplänen taucht das linke Rheinufer als befestigungswürdige Linie aber erst um 1850 auf. Davor wurde als Schutz des Rheinufers die rechte Rheinseite in Kastel befestigt. Besonders die Schweden (1632) und zu Beginn des 19. Jh. die Franzosen, die Mainz besetzt hielten, wollten einen Ausbau der Verteidigungsanlagen auch nach Osten hin.

Rheintore

Feldbergtor und dazugehörige Kaponniere [StA Mainz BPS]

In der Zeit der Bundesfestung (1816-66) entstand auf rechten Rheinufer unter anderem die Reduitkaserne als Brückenkopfbefestigung. Auf dem stadtseitigen Rheinufer wurden um 1830 nur einzelne Befestigungswerke, die Kaponnieren, erbaut. Sie wurden quergestellt zum Rhein hin errichtet und konnten den Rhein längs unter Beschuss nehmen. Erst im Zuge der Rheinufererweiterung wurde 1873-79 vom Stadtbaumeister Eduard Kreyßig eine durchgehende Befestigung errichtet. Sie bestand vom Hafentor am Winterhafen bis zum Templertor aus einer krenelierten - also mit Schießscharten versehenen - Mauer. Ab dem Templertor bis zum Mühltor, wo sich die Schiffsmühlen befanden, grenzte ein Mäuerchen mit einem 2 Meter hohen Palisadenzaun das Rheinufer von der Stadt ab. Die Verwendung eines Palisadenzaun zeigt allerdings, dass diese Befestigungsmaßnahme militärisch nicht mehr notwendig war.

Die krenelierte Mauer und der Palisadenzaun wurden durch mehrere Tore unterbrochen. Sie bestanden aus dicken Mauern mit Durchlässen für Fußgänger und Fahrverkehr. In Kriegszeiten konnten die Öffnungen mit dicken Stahlblechen verschlossen werden. Heute sind nur vier von den ehemals zwölf Toren erhalten: das Templertor, das Holztor, das Weintor und, allerdings nur teilweise, das Brückentor. Wie man unschwer erkennen kann, übernahmen sie die Namen allesamt von den mittelalterlichen Toren, von denen der Großteil zwischen 1830 und 1860 niedergelegt wurde. In der Dagobertstraße ist heute noch ein Wachthaus erhalten, dass zum gleichnamigen Tor gehörte.

Die Kaponniere "Fort Malakoff"

Die Kaponniere "Fort Malakoff" am Rheinufer

Ein paar Schritte weiter Richtung Norden findet man am Rheinufer noch das mächtige, viertelkreisförmige "Fort Malakoff". Festungstechnisch gesehen kein Fort, gewann diese Kaponniere ihren Namen durch kleinere Umwege. Ein 1843 errichteter Vorgängerbau bekam diesen Namen durch den Krimkrieg 1855 in Russland. In Sewastopol, einer Stadt auf der Krimhalbinsel, stand ein besonders stark befestigter Turm: der Malakoffturm. Seitdem wurde "Malakoff" für besonders trutzige Bauten verwendet - auch im zivilen Bereich, wie zum Beispiel für Zechentürme an der Ruhr. Die zwei Nachfolgebauten, von denen der letzte (1873 errichtet) heute noch steht übernahmen diesen Namen als "Fort Malakoff".

Die linke Rheinuferbefestigung wurde im Zuge der Neustadterweiterungum 1884 auch nach Norden fortgesetzt. Dazu gehören heute das Raimunditor, benannt nach einer vormals dort stehenden Bastion, und das Schlosstor gegenüber dem Kurfürstlichen Schloss. Weiter in Richtung der Neustadt gelegen sicherte nochmals eine Kaponniere am Feldbergplatz die Rheinkehle - sie ist heute noch erhalten.

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Ab 1833 sicherte auf dem rechten Rheinufer in Manz-Kastel die Reduitkaserne die Schiffsbrücke zusätzlich ab. [Lesen]

Fotografien

Fotografien der Rheintore und der Kaponniere Fort Malakoff [mehr]